Für ihre Masterarbeit "Stadtachsen (re-)urbanisieren und Grün neu vernetzen - Zukunftsperspektiven Frankfurter Radial- und Ringstraßen" sind Beatrix Baltabol und Rebecca Faller mit dem Clemens-Altschiller-Preis 2020 ausgezeichnet worden.
Herzlichen Dank - wir freuen uns sehr!
Der Clemens-Altschiller-Preis ist eine gemeinsame Initiative der Landeshauptstadt Wiesbaden, der Stadtentwicklungsgesellschaft Wiesbaden (SEG) und der Hochschule RheinMain und steht unmittelbar in Verbindung mit dem Leben und Wirken von Clemens Altschiller, dem ehemaligen Sozialplaner und Wohnungsamtsleiter der Stadt Wiesbaden.
Der Preis legt seinen Fokus auf die Förderung der sozialen Aspekte in der Architektur, den Sozialwissenschaften und dem Engagement für das Gemeinwesen. Das Augenmerk liegt auf der Stadtentwicklung, auf aktuellen demografischen Entwicklungen und dem notwendigen nutzerorientierten Planen und Handeln im sozialen Raum. Der Clemens-Altschiller-Preis wird zweijährig ausgelobt und ist mit 2000,- Euro dotiert.
Corona bedingt fand die Preisverleihung am 20.11.2020 digital statt... - wir haben es uns mit Sekt und Knabberzeug im Büro gemütlich gemacht. :)
Laudatio von Frau Jutta Eckes,
Mitglied des Kuratoriums und Witwe Clemens Altschillers
Liebe Frau Faller, liebe Frau Baltabol,
für Ihre Arbeit STADTACHSEN (RE-)URBANISIEREN UND GRÜN NEU VERNETZEN – ZUKUNFTSPERSPEKTIVEN FRANKFURTER RADIAL- UND RINGSTRASSEN erhalten Sie heute DEN Preis, der den Namen meines verstorbenen Mannes trägt: CLEMENS ALTSCHILLER.
Ihre Arbeit hätte ihm aus einer Reihe von Gründen SEHR gefallen: Clemens besaß keinen Führerschein. Er bewegte sich ein Leben lang mit dem Fahrrad – wenn es unbedingt sein musste, auch einmal mit dem Bus oder dem Taxi. Aber wenn es irgend möglich war, nahm er sein schönes Rad, auf dem er – bestens angezogen mit Weste, Jackett und Seidenschal – mit wehendem Haar durch Wiesbaden fuhr, durch die Stadt, die ihm, dem Berliner, eigentlich immer zu provinziell war.
Er liebte die Großstadt, und er verehrte Walter Benjamin. Er las das „Passagenwerk“ des Flaneurs Benjamin, der hier einen ganzen Kosmos städtischen Lebens beleuchtet – ein Buch, an dem niemand vorbeikommt, der sich mit Urbanität beschäftigt.
Zeitgemäße Urbanität steht im Zentrum Ihrer Arbeit. In Ihrem richtungsweisenden Entwurf finden die dafür erforderlichen Parameter Platz: Sie berücksichtigen die historisch gewachsene Struktur des städtischen Grundrisses (eben die Radial- und Ringstraßen Frankfurts), sie nehmen den ökologischen Umbau der Stadt in den Blick (weniger Individualverkehr, ÖPNV, Fahrrad) und sie werten zudem mit Ihrer Forderung „GRÜN FÜR ALLE“ den öffentlichen Raum qualitätvoll auf. Der vernachlässigte Grünzug des Alleenrings wird zu einem AlleenPARK, der (ich zitiere sinngemäß aus Ihrer Arbeit) „verschiedene Stadtteile, Institutionen und Einrichtungen verbindet und zu einem neuen lebendigen Treffpunkt wird.“
In solcher Gestalt(ung) kann der öffentliche Raum zu einem durchlässigen Ort für alle werden, zu einem Ort sozialer Prozesse, der einbindet und nicht ausgrenzt, der und uns verlockt, aus unserer geschlossenen Privatheit herauszutreten.
„Je weiter wir aus dem Innern heraustreten, desto politischer wird die Atmosphäre.“ heißt es bei Benjamin.
So wäre Ihre Arbeit, mit der Sie Orte des sozialen Lebens, städtische Freiräume für die Gesellschaft entwerfen, hundertprozentig in Clemens‘ Sinne gewesen.
Ich gratuliere Ihnen ganz herzlich zu dieser wundervollen Arbeit, zum CLEMENS-ALTSCHILLER-PREIS 2020!
Jutta Eckes, Wiesbaden, 20.11.2020
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