Nichtoffener freiraumplanerischer Realisierungswettbewerb
mit städtebaulich-freiraumplanerischem Ideenteil
in Zusammenarbeit mit:
Bierbaum.Aichele.landschaftsarchitekten Frankfurt und
bK | bueroKleinekort, Düsseldorf
*** 3. Preis im Realisierungsteil & Engere Wahl im Ideenteil ***
Mehr GRÜN statt grau!
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heute
morgen
Vernetzung und Aufweitung
Programm
Blick auf den neuen Wasserspielplatz
Visualisierung: Rendercircle - Christian Marrero
Blick über das Urban Wetland
Visualisierung: Rendercircle - Christian Marrero
Querschnitt
Längsschnitt
Prinzipschnitt Regenwassermanagement
Prinzip Regenrückhaltung
Schwarzplan
Ideenteil / Neubau
Stadtbaustein
Fuß- / Radverkehr
ELSÄSSER PLATZ WIESBADEN - DER PARK IM PLATZ
Der neue Elsässer Platz wird Grün! Mit vielfältigen Nutzungsangeboten und abwechslungsreichen Aufenthaltsbereichen wird er ein neuer urbaner Freiraum für ALLE im dichtbesiedelten Wiesbadener Westend.
Das Konzept vereint sowohl die programmatischen (Nutzungsvielfalt, Flexibilität) als auch die ökologischen Anforderungen (Klimaresilienz, Klimaausgleichs-/-komfortraum) und schafft durch seine Gestaltung einen modernen, zukunftsfähigen Park, der „Natur und Mensch“ in den Mittelpunkt stellt. Der neue Elsässer Platz bietet die Chance Natur zu erleben, Menschen zu treffen, zu spielen, Sport zu treiben oder einfach durchzuatmen. Durch eine enge Verwebung mit seinem städtebaulichen und sozialen Umfeld soll der Elsässer Platz zukünftig eine starke übergeordnete Funktion hinsichtlich Verbindung und Vernetzung der angrenzenden Stadträume übernehmen und zum "Impulsgeber" für mehr Grün und Aufenthaltsqualität in den angrenzenden Quartieren werden.
GESTALTERISCHES GESAMTKONZEPT
Aus der vorhandenen städtebaulichen und grünräumlichen Rahmung des Elsässer Platzes wurde eine neue Struktur entwickelt, mit dem Ziel ein Raumgerüst zu schaffen, das Raum für Mitwirkung, Partizipation und Veränderbarkeit lässt.
Die Basis des neuen Elsässer Platzes bilden ein großer grüner Freiraum im Osten und ein urban geprägter Platz im Westen. Im Ideenteil wird mit einem neuen Baukörper ein Stadtbaustein geschaffen, der das nördlich angrenzende Quartier zu Ende führt und gleichzeitig eine Brücke zum benachbarten Kinderhaus schlägt.
Die Charakteristik des nahegelegen Landschaftsraums „Wellritztal“ mit seinen Auen und Wiesenflächen, wird in der Gestaltung aufgegriffen und auf den neuen Elsässer Platz projiziert.
Insgesamt entsteht so ein Urbaner Park - ein Hybrid von urbanem Platz und grünem Freiraum – dessen Freiraumgefüge aus vier unterschiedlichen Sphären besteht: Sphäre Park // Sphäre Natur (Urban Wetland) // Sphäre Klimahain // Sphäre Quartiersplatz.
GRÜNER FREIRAUM – PARK / URBAN WETLAND / KLIMAHAIN
Der grüne Freiraum liegt als Urbaner Park in einem städtischen Rahmen aus Promenade, Straßen und Platz und vereint die Sphären Park, Urban Wetland und Klimahain.
Während die östlich, südlich und westlich gelegenen Flächen einen intensiven, erlebnisreichen Charakter erhalten, hält sich die nördlich gelegene Parkfläche inmitten der Freiräume gestalterisch zurück. Sie erhält flächenhafte, pflegeextensive Wieseneinsaaten, deren Nutzungsgrade durch das Mäh- und Pflegeregime definiert werden. Die Nutzungsangebote reichen von Picknicken, „Kicken auf der Wiese“ über Frisbee und weitere informelle Bewegungsangebote bis zur Drachenwiese.
Als Abgrenzung zur nördlich angrenzenden Bebauung und zur Steigerung der Aufenthaltsqualität im Parkinneren legt sich ein mäandrierendes Band aus pflegeextensiven Stauden/ Gräsern und Kleingehölzen als Saum um den Park. Die intensive Begrünung dient zum anderen dazu, die Biodiversität zu erhöhen, das Mikroklima zu verbessern und Nahrungs- und Überwinterungsmöglichkeiten für Nutzinsekten u.ä. zu schaffen. Zudem werden so die Baumscheiben der Bestandsplatanen geschützt, die vollständig erhalten werden.
Das Wegenetz im Park ist komplett barrierefrei gestaltet und zu Fuß Gehenden vorbehalten. Der Radverkehr wird bewusst um den Park herumgeführt um Nutzungskonflikte zu vermeiden.
Als kontrastierendes Gegenüber der ruhigen Parkfläche wird im Süden mit dem Urban Wetland eine multicodierte Sphäre geschaffen. Diese besteht aus verdunstungsaktiven Vegetationsflächen, naturnahem Spielraum und großzügigen Rasenstufen, die sich in das Platzinnere terrassieren und sowohl Aufenthalts- als auch Überflutungsmöglichkeiten bieten. Die im Bereich des Urban Wetlands angebotenen naturnahen Spiel- und Erlebnispunkte sollen Kindern spielerisch das Thema Natur näher bringen.
Parallel zur Klarenthaler Straße wird mit einem breiten Grünstreifen und einer Baumallee ein grüner Puffer geschaffen, der zum einen die Immissionen des Verkehrs auf den Elsässer Platz reduziert und zum anderen das anfallende Niederschlagswasser aus dem Straßenraum aufnimmt. Entsprechend des Konzeptes eines Urban Wetlands wird hier eine robuste Pflanzung, die mit Trockenheit und Überflutung gleichermaßen umgehen kann vorgesehen.
Im Herzen des Parks hebt sich wie bei einer tektonischen Verschiebung eine kleine Landschaftsscholle aus dem Terrain und tritt topografisch in Erscheinung. Die Scholle kann in heißen Perioden als Wasserspielplatz mit Bodendüsen o.ä. aktiviert werden. Bei Starkregenereignissen kann sie genutzt werden, um temporär Wasser anzustauen und an heißen Tagen eine zusätzliche Verdunstungsfläche anzubieten. Die durch die Oberflächenmodellierung entstehende Sitzkante bildet ein passendes Nutzungsangebot für den angrenzenden Klimahain.
Der Klimahain aus klimaresilienten, lichteren Baumarten (Blasenesche, Kiefer, Gleditsie, Sophoren, etc.) beschattet einen kleinen Platzbereich im Herzen des Parks, der mit einer kiesigen Oberfläche und mobilen Sitzelementen wie Stühlen und Sitz-/Tischgruppen ausgestattet ist und einen Ort zur Aneignung für Bürger*innen bietet. Ergänzend wird ein Pavillon vorgeschlagen, der als WC, Umkleide, Kiosk oder Informationsstelle (Bürgertreff o.ä.) genutzt werden kann.
Sowohl unterhalb des kleinen Platzbereichs, als auch der offenen Wiesenflächen, werden zur Regenwasserspeicherung und Bewirtschaftung dezentral Zisternen vorgesehen, um in Trocken- und Hitzeperioden eine Bewässerung des Parks gewährleisten zu können.
In direkter Anbindung an den Klimahain und den Pavillon wird eine Scholle als Kleinkinderspielbereich (0-5 Jahre) und eine weitere Scholle zur freien Programmierung (bspw. Calisthenics – Parcours für Jugendliche und Erwachsene) vorgesehen, die dem aktuellen Defizit an Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten entgegenwirkt und dem Ziel eines generationenübergreifenden Nutzungsangebots gerecht wird.
QUARTIERSPLATZ
In Verlängerung der Nettelbeckstraße entsteht im Schatten der alten Platanen ein neuer Quartiersplatz, der als Ort des Verweilens, der Gemeinschaft und als Verteiler in die angrenzenden Räume fungiert. Der bisherige abgepollerte Radweg in diesem Bereich wird „aufgelöst“ und weicht einer zusammenhängenden Platzintarsie. Sie wird mit Grünflächen so strukturiert, dass klare Zonierungen und abwechslungsreiche Teilräume entstehen und neue Nutzungsmöglichkeiten bspw. für gemeinschaftliches Gärtnern geschaffen werden. Der an den Neubau angrenzende westliche Bereich des Platzes dient als Fläche für Außengastronomie. Der östliche Bereich ist unkommerziellen Nutzungen vorbehalten und kann für Boule Spiel etc. genutzt werden. Zudem bietet er Platz für Quartiers-Wochenmärkte und/oder Flohmärkte. Auf dem Quartiersplatz haben zu Fuß Gehende Vorrang. Die Gestaltung ist bewusst so gewählt, dass Radfahrende in ihrem Tempo eingebremst werden und durch die neu gestaltete Querungsmöglichkeit über die Klarenthaler Straße auf die großzügigeren, östlichen Randbereiche des Platzes umgelenkt werden.
STRASSENGESTALTUNG - GNEISENAUSTRASSE / AM ELSÄSSER PLATZ / NETTELBECKSTRASSE
Die an den Elsässer Platz angrenzenden Nebenstraßen werden zu Gunsten des Fuß- und Radverkehrs umgestaltet. Die im Osten verlaufende Gneisenaustraße wird im Bereich des Platzes auf Platzniveau angehoben und die sich aktuell weiter nördlich befindende Bushaltestelle in den Bereich des Platzes verlagert. Zudem wird die Fahrbahnbreite zugunsten breiterer Gehwegflächen und neuer Baumpflanzungen auf die für Bus Begegnungsverkehr erforderlichen 6,5m reduziert. Der freie Rechtsabbieger im Süden wird ebenfalls zugunsten einer größeren Fläche des neuen Elsässer Platzes umgestaltet. Als wichtiger Teil der zukünftigen Radverbindung wird der Abschnitt der Geisenaustraße als Fahrradstraße (MIV frei) ausgewiesen, so dass für Radfahrende eine attraktive Verbindung und Fortführung der bestehenden Radroute geschaffen wird. Die Straße Am Elsässer Platz wird zukünftig ebenfalls auf Platzniveau angehoben und zur Fahrradstraße umgestaltet. Die vorhandenen Flächen für den ruhenden Verkehr werden komplett entfernt, stattdessen wird der Fahrbahnverlauf leicht nach Norden verschoben, um die Platzfläche unter den Bestandsplatanen zu vergrößern. Die Fahrbahn erhält eine Breite von 4m und bildet zukünftig eine sichere Ost-West-Verbindung für den Radverkehr mit Anschluss an die Nettelbeckstraße und Goebenstraße. Für den Anwohnerverkehr ist die Straße weiterhin für den MIV freigegeben, die Einbahnstraßenregelung bleibt ebenfalls bestehen. In der Nettelbeckstraße werden die vorhandenen Pkw-Parkstände reduziert, neu strukturiert und die gewonnenen Flächen intensiv begrünt, um mit einem weiteren Baustein der sommerlichen Überwärmung entgegenzuwirken. Die Anordnung der geforderten 25 Parkstände erfolgt im nördlichen Bereich des Straßenabschnitts, ebenso erfolgt die Zufahrt von Norden. Eine Wendemöglichkeit wird im Bereich der Feuerwehrzufahrt (Haus Nr.2) angeboten, da eine Ausfahrt über die Straße Am Elsässer Platz - wie heute - nicht ermöglicht wird (Einbahnstraße). Der südliche Bereich der Straße erhält mit breiten Pflanzflächen einen grünen Charakter und greift die Gestaltung des angrenzenden Elsässer Platzes auf. Die Grünflächen können von Bürger*innen für Urban Gardening angeeignet werden und als Flächen für Anstauung und Verdunstung von Niederschlagswasser genutzt werden. Die Nettelbeckstraße wird als wichtige Nord-Süd-Radverkehrsachse ebenfalls als Fahrradstraße ausgewiesen, Kfz-Verkehr jedoch zweitranging zugelassen.
NUTZUNGSMÖGLICHKEITEN UND –KONZEPT
Ziel unserer Gestaltung ist es inklusive Räume zu schaffen, die allen Menschen unabhängig von ihren Fähigkeiten und Einschränkungen (Nutzungs-)Angebote und Teilhabe ermöglichen. So bietet der neue Elsässer Platz nutzungsoffene Angebote, die Menschen aus allen Kulturräumen ansprechen – wie Wiesenflächen mit Möglichkeiten für Spiel und Sport oder Platzflächen für Tanz und Musik. Präsentier- und Rückzugsräume, neutrale Zonen ebenso wie Transiträume und Aneignungsräume wie beispielsweise der Gemeinschaftsgarten im Bereich des Quartiersplatzes. Hier können Anwohner*innen zusammen gärtnern oder Schulen und Kitas Exkursionen und Aktionen veranstalten.
AUSSTATTUNG / MATERIALITÄT
Der neue Elsässer Platz soll durch seine Ausstattung und Materialität einen warmen, natürlichen und „wohnzimmerartigen“ Charakter erhalten. Dabei achten wir aufgrund des hohen Nutzungsdrucks auf Robustheit, Nachhaltigkeit und Langlebigkeit. Für die Hauptwege und Platzflächen schlagen wir einen hellen, wasserdurchlässigen Asphalt mit einer hohen Albedo Zahl vor, um auch den ökologischen Anforderungen der Zukunft gerecht zu werden. Im Bereich der platzartigen Intarsie des Klimahains, sowie im Bereich der Bestandsplatanen auf dem urbanen Platz wird der Versiegelungsgrad der befestigten Flächen durch Flächen aus wassergebundener Wegedecke reduziert.
Der Kiosk mit WC und Umkleide wird als einfacher Zylinder in Holzbauweise mit Dachbegrünung vorgeschlagen. Für die dezentral platzierten Fahrradstellplätze wird die Verwendung von Anlehnbügeln aus Stahl angeregt.
NEUBAU
Stadt weiterbauen - Der „ergänzender Stadtbaustein“ arrondiert zum einen die offenen Zeilenbebauung zu einem gemeinsamen „Baufeld“, zum anderen reiht dieser sich als „Solitär“ in die heterogene Bebauung der südlich und westlich angrenzenden Bausteine der Nachkriegsmoderne.
Die Kubatur des Neubaus ist in drei unterschiedliche Höhen gestaffelt. Im Westen wird die Höhe des gegenüberliegenden Kinderhauses (2 Geschosse) aufgegriffen und ein Ensemble „auf Augenhöhe“ hergestellt. Der mittlere Gebäudeteil springt in seiner Höhe zurück. Auf diesem 1-geschossigen Baukörper entsteht ein großer intensiv begrünter Dachgarten, der von den Bewohner*innen gemeinschaftlich genutzt werden kann. Der östliche Teil des Baukörpers bildet mit 3 Geschossen die Fassade zum Platz und artikuliert so den urbanen Raum. Die maximale Traufhöhe wird eingehalten, so dass die Frischluftzufuhr aus dem Wellritztal in Richtung City weiterhin sichergestellt ist. Durch die unterschiedlich vorgesehenen Gebäudetiefen und dem Wunsch vor dem Kinderhaus eine weitere kleine Platzfläche auszubilden, wird das definierte Baufenster nicht vollständig ausgenutzt. Die Gestaltung der Fassade nimmt Bezug auf die angrenzenden öffentlichen Räume und lässt zwei unterschiedlich gestalte Seiten entstehen: zur Straße orientiert, die urbane „Stadtseite“. Zur nachbarschaftlichen Wohnbebauung orientiert, entsteht eine „grüne“ Fassade mit unterschiedlich intensiv gestalteter Fassadenbegrünung als „Teil des Innenhofs“. Die Dächer der zwei- und drei-geschossigen Gebäudekörper werden extensiv begrünt und bilden einen weiteren Baustein der dezentralen Regenwasserbewirtschaftung.
Die Gebäudenutzung soll eine Mischnutzung aufweisen. Im Erdgeschoss werden Flächen für einen Micro-Hub (Paketzwischenlager/Transport letzter Km per Lastenrad), Social-Hub eine „Pick up“ Station, sowie Läden und Cafés vorgesehen. In den oberen Geschossen wird kostengünstiger Wohnraum in kleinen Wohntypologien um eine innenliegende Erschließung geschaffen.
Die Anlieferung/Andienung erfolgt von Westen über den kleinen, neu geschaffenen Platz gegenüber des Kinderhauses. Auf eine Tiefgarage wird im Sinne kostengünstigen Bauens und der Mobilitätswende verzichtet. Stattdessen wird durch eine „Freie-Straßen-Prämie“ und ein Mobilitätskonzept mit Carsharing und Lastenrad-Angeboten für die Bewohner*innen eine Alternative geschaffen, die den Besitz eines eigenen Autos überflüssig macht.
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