Städtebaulich-freiraumplanerischer Realisierungswettbewerb mit Ideenteil // Anerkennung
in Zusammenarbeit mit:
Studio GELB Neff Kuhn Architekten und Bjoern Schmidt Architektur
Die städtebauliche Setzung und Ausformulierung der Baukörper folgt dem Leitgedanken der sensiblen Einfügung in den historischen Kontext bei gleichzeitiger Ausbildung von qualitätvollen Stadträumen, die sich in der Raumfolge von öffentlich bis privat staffeln.
Die aktuell nicht erlebbaren Innenhöfe, sowie der versteckte Kirchplatz und Kirchgarten werden geöffnet und mit dem Gesamtensemble der Waldenser Mitte arrondiert.
Zur Ausbildung von Passagen, privaten und öffentlichen Plätzen, sowie einer Wegeführung durch das neue Quartier wurde der vorgefundene Typus der zueinander versetzten Vorder- und Hinterhäuser mit verdrehten Firstrichtungen aufgenommen und städtebaulich arrangiert – die Komposition aus trauf- und giebelständigen Gebäuden aus der Umgebung wird fortgeführt und leitet durchs Quartier.
Das Motiv der Gauben und Zwerchhäuser aus der direkten Nachbarschaft wird ebenfalls aufgenommen und weitergespielt.
Das zentrale Herzstück der neuen Mitte ist der „Waldenser Platz“, der sich über die Langstraße als verkehrsberuhigter Bereich erstreckt und somit auch die südlichen Baukörper einbindet und über erdgeschossige Nutzungen mit Außenterrasse Aufenthaltsqualitäten schafft.
Durch die Verkehrsberuhigung der Langstraße werden auch das Stadtmuseum sowie der Waldenserhof, das Pfarrhaus und die Waldenser Kirche samt Kirchgarten der evangelischen Kirche ins Gesamtensemble der neuen Mitte eingebettet.
Lageplan
Der „Waldenser Platz“ mit Wasserspiel und Sitzmöglichkeiten lädt zum Treffen und Verweilen ein und bietet Raum für Open Air Veranstaltungen, sowie Märkte, so dass er als zentraler Stadtplatz einer neuen Mitte gerecht wird.
Am Platz angebunden finden sich kleinere Ladengeschäfte des täglichen Lebens, sowie ein gastronomisches Angebot.
Der Platz bildet das Bindeglied zwischen dem Kirchgarten als „neue grüne Mitte“ der über eine berankte Pergola erreicht wird, sowie kleineren Passagen, die zu weiteren Pocket Parks und zum Spielhof führen. Im Bereich der Passagen nach Norden finden sich in den belebten Erdgeschosszonen gemeinschaftliche- sowie soziale Nutzungen, wie bspw. Bewohnerwerkstätten, Co-Working und eine Sozialstation für ältere Menschen.
Die Tiefgarage und Gebäude sind so ausgebildet, dass der schützenswerte Baumbestand erhalten bleibt und zudem ins Freiraumkonzept integriert wird. Die Planung zielt auf eine möglichst geringe Versiegelung ab und bildet großzügige begrünte und versickerungsfähige Freibereiche bis direkt an die Häuser aus.
Erdgeschoss // 1. Obergeschoss // 2. Obergeschoss
Ansicht Langstraße
Schnitt/Ansicht Waldenser Mitté
Blick auf den Waldenser Platz vom grünen Kirchgarten des Ev. Gemeindezentrums Walldorf
Blick auf den Waldenser Platz & Waldenser Hof von der Langstraße
Dem Konzept liegt eine autofreie Waldenser Mitte zugrunde.
Die fußläufige bzw. Fahrrad-Erschließung erfolgt über die öffentlichen Passagen und halböffentliche Erschließungshöfe.
Die Erschließung des motorisierten Individualverkehrs erfolgt ausschließlich von Norden über die Ludwigstraße. Die von dort erschlossene Tiefgarage hat 51 KFZ-Stellplätze, so dass ein Stellplatzschlüssel von 1,0 bezogen auf die 43 Wohneinheiten zu erreichen ist zzgl. 8 Stellplätze für die Gewerbeeinheiten. Aufgrund der Geometrie wäre sowohl eine Vergrößerung, als auch Verkleinerung (z.B. bei erhöhtem Anteil an sozial geförderten Wohnungen oder in Kombination mit Car-Sharing-Plätzen) denkbar.
Die fünf nördlichen Mehrfamilienhäuser sind direkt an die Tiefgarage angebunden, die auch die entsprechenden Fahrradräume unterbringt.
Für die südlichen Häuser ist ein zentraler Ausgang auf dem Platz unter der berankten Pergola vorgesehen. Die Fahrradabstellplätze befinden sich oberirdisch im Bereich der Erschließungshöfe.
Durch die Einbindung der Freiflächen des Kirchhofs an der Ludwigstraße sowie dem Kirchgarten zwischen Evangelische und Waldenser Kirche ist ein „Rundweg“ um die neue Waldenser Mitte möglich, so dass es keine baulichen „Rückseiten“ mehr gibt. Die Fassadengestaltung folgt diesem Gedanken und öffnet sich in alle Himmelsrichtungen.
Das Mobilitätskonzept sieht hinsichtlich des KFZ-Verkehrs E-Mobilität in Form von Ladestationen in der Tiefgarage, sowie im Bereich der oberirdischen Besucherstellplätze vor.
Oberirdisch sind am „Waldenser Platz“ zwei Carharing-, sowie weitere sechs Kurzzeitparkplätze auf dem Shared Space bzw. straßenbegleitend vorgesehen.
Um den Bedarf an KFZ zu senken sind zudem ein Lastenradverleih, gut erreichbare oberirdische Fahrradstellplätze sowie die Einbindung des ÖPNVs durch eine neue Anbindung ans lokale Busliniennetz mit Ausbildung einer neuen Haltestelle („Waldenser Mitté“) im Bereich des „Waldenser Platzes“ vorgesehen.
Erklärtes Ziel ist es ein Fußgänger- und Radfahrerfreundliches, sowie autofreies Quartier zu schaffen.
Es wird ein hoher Versickerungsgrad durch möglichst geringe Versiegelung und dezentrale Verteilung der unversiegelten Bereiche erzielt.
Die Gebäude erhalten helle Dächer zugunsten der Rückstrahlungsfähigkeit, während die Nutzung des Regenwassers zur Bewirtschaftung des vielfältigen Grünflächenangebots (Regenwassermanagement) dient.
Der Kirchplatz wird zum grünen Kirchgarten, was zur Verbesserung des Mikroklimas durch komplette Entsiegelung und Begrünung führt.
Durch das vielfältige Angebot an Nahversorgung und gemeinschaftlichen Einrichtungen entsteht eine Stadt der kurzen Wege.
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