In der Stadt Neu-Anspach kann der Bedarf an bezahlbaren Wohnformen und Sozialmietwohnungen derzeit nicht gedeckt werden. Der Wohnungsbedarfsprognose des Regionalverbandes (Stand 03/2016) entsprechend werden für Neu-Anspach bis zum Jahr 2030 voraussichtlich 780 neue Wohnungen benötigt. Daher ist die Entwicklung neuer Bauformen, die flexible Nutzungsmöglichkeiten bieten und kleinere Grundstücke, die sich für barrierefreies Bauen und Wohnen eignen dringend erforderlich.
Die Stadt Neu-Anspach hat sich für die Erstellung eines städtebaulichen Konzepts entschieden und das Architektur- und Stadtplanungsbüro Drei Eins // Stadt Freiraum Architektur damit beauftragt geeignete Lösungsansätze zu finden. Die Ergebnisse sollen als Grundlage für die folgenden Planungsschritte dienen.
Bestandsanalyse / Ziele
Erste Konzeptskizzen...
Entwurf
STÄDTEBAULICHE STRUKTUR (BAUKÖRPER, BAUTYPOLOGIEN)
Die Idee von Nachbarschaften und der Anspruch einer Wiedererkennbarkeit der städtebaulichen Form bilden die Grundlagen des Entwurfs.
Hauseinheiten gruppieren sich jeweils um eine gemeinsame Mitte. Die scheinbar zufällige Anordnung der Hausgruppen auf dem Grundstück entspricht zum einen der, teilweise ungeplanten Dorfstrukturen Neu-Anspachs und schafft gleichzeitig eine spannende städtebauliche Form, die die neue Identität des Viertels prägt.
Die gewählte Typologie stellt eine Kombination aus Block- und Hofbebauung dar. Die 2-3 geschossigen Hausgruppen bilden städtebauliche Elemente, die eine Spannung zwischen offenen Grünbereichen und relativ dichter Bebauung erzeugen. Die Blockstrukturen bilden klare städtebauliche Kanten aus und ermöglichen eine definierte Abstufung zwischen öffentlichen, halböffentlichen und privaten Freiräumen. Der Hof, der je nach Ausrichtung auch zur Erschließung dient, stellt einen halböffentlichen Pufferraum zu den angrenzenden privaten Freiflächen dar.
Die vorhandene, an das neue Quartier angrenzende, kleinteilige
Struktur aus Einfamilienhäusern und Reihenhauszeilen wurde bewusst nicht aufgegriffen, um zum einen dem steigenden Bedarf an bezahlbaren Geschosswohnungsbauten Rechnung zu tragen, zum anderen um die Bodenversiegelung aus ökologischen Gründen zu minimieren und so einen größtmöglichen Erhalt vorhandener Freiflächen zu gewährleisten.
REALISIERUNG IN ZWEI BAUABSCHNITTEN...
Der Magistrat der Stadt Neu-Anspach hat in seiner Sitzung am 20.08.2019 beschlossen, dass der Entwurf auch dann funktionieren soll, wenn der 2. BA (Bereich der Tennisplätze) nicht realisiert werden sollte.
BA 1 - Das im Norden an den Quartiersplatz angrenzende Gebäude wird so ausgeführt, dass im EG eine gewerbliche Nutzung möglich ist. Sollte es nicht zu einer Realisierung des 2. Bauabschnitts kommen kann hier z.B. ein Bäcker oder ein kleines Café eingerichtet werden.
GRÜN- UND FREIFLÄCHEN
Es wird eine möglichst umfangreiche Durchgrünung des Gebietes angestrebt. Dies verbessert das Kleinklima und schafft vielfältige wohnungsnahe Spiel- und Freizeitmöglichkeiten. Es wird auf eine bewegungsfreundliche Gestaltung sowie eine Vernetzung der Freiräume mit dem Wohnumfeld Wert gelegt. Das gesamte Quartier wird von den unterschiedlich differenzierten Freiräumen geprägt: Private Freiräume (Privatgärten) / halböffentliche Freiräume (Hof) / öffentliche Freiraum (Park/Grünzug).
Viele der im Gebiet bereits vorhandenen Grünstrukturen werden aufgegriffen und weiterentwickelt. Im Süden wird die bestehende Streuobstwiese erhalten und als wichtiger Bestandteil in die neue Planung integriert. Die Laubbäume entlang des Häuserbachs und der Straße „Hinter dem Weiher“ werden ebenfalls erhalten. Der Bachlauf soll weitgehend renaturiert werden, wobei die bereits vorhandenen Biotopstrukturen bestehen bleiben. Das im Südosten an den Bach angrenzende „Überschwemmungsgebiet“ wird von Bebauung freigehalten und als naturnahe Erholungsfläche gestaltet. Zur Versickerung von Niederschlagswasser werden gestaltete Entwässerungsmulden angelegt.
NUTZUNGSKONZEPT
Die gewählten Baukörper ermöglichen eine vielfältige Mischung von Wohnungstypologien. Es können sowohl kleine 1-Zimmer Appartements bis hin zu großzügigen 6-Zimmer Maisonette-Wohnungen entstehen. Damit bietet das neue Quartier Raum für verschiedene Bewohnergruppen: Familien, Paare, Alleinstehende, Wohngemeinschaften und ältere Menschen mit und ohne Einschränkungen können dort in Zukunft gemeinsam leben.
Das neue Quartier dient fast ausschließlich der Wohnnutzung. An dem Kreuzungspunkt der Nord-Süd- mit der Ost-West-Achse durch das neue Viertel ist ein kleiner Quartiersplatz geplant. Dort ist im Erdgeschoss eine gewerbliche Nutzung (Bäckerei, Café, Zeitschriftenkiosk) möglich und erwünscht.
ERSCHLIESSUNG
Das gesamte Plangebiet ist als autofreies Wohnquartier konzipiert. Dies sorgt für eine gesteigerte Aufenthaltsqualität und klimatische Vorteile. Kinder finden ausreichenden, vielfältigen und sicheren Spiel- und Bewegungsraum vor und zusätzlich sorgt der vergrößerte Anteil begrünter Freiflächen für verbesserte bioklimatische Qualitäten.
Das Quartier wird durch zwei in Ost-West-Richtung und eine in Nord-Süd-Richtung verlaufende Wege erschlossen. Diese sind für Fußgänger und Radfahrer nutzbar und im Bedarfsfall für Rettungsfahrzeuge befahrbar.
Der gesamte ruhende Kfz-Verkehr wird in Tiefgaragen untergebracht deren Zufahrten sich am Reuterweg und an der Straße „Hinter dem Weiher“ befinden. Entlang der angrenzenden Straßen werden zusätzlich straßenbegleitend Stellplätze für Besucher angelegt. Das geplante Wegenetz nimmt bestehende Verbindungen auf, verknüpft diese und führt sie weiter.
MOBILITÄT
Für das neue Wohnquartier wird ein Mobilitätskonzept zur Stärkung von umweltfreundlichen Verkehrsmitteln und zur Verringerung von motorisiertem Individualverkehr vorgeschlagen. Einen wichtigen Baustein bilden zum einen Car-Sharing-Fahrzeuge an verschiedenen Standorten, aber auch Stationen für Lastenleihfahrräder. Darüber hinaus erhalten alle Tiefgaragen Plätze zum Laden von Elektrofahrzeugen. Wünschenswert wäre eine Fortführung des Fahrradwegenetzes in die verschiedenen Ortsteile Neu-Anspachs.
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