... offener Ideenwettbewerb zur Neuordnung und Neugestaltung eines Parkplatzes in der Landauer Innenstadt
Die Stadt Landau in der Pfalz beabsichtigt im Rahmen der Umsetzung der Stadtumbaumaßnahme „Östliche Innenstadt“ die Neuordnung und Neugestaltung des Weißquartierplatzes in der Landauer Innenstadt. Der Ideenwettbewerb sollte Vorschläge für die Gestaltung des Platzes unter besonderer Be-rücksichtigung des Parkraumbedarfs liefern. Er soll städtebauliche, freiraumplanerische und hochbauliche Elemente auf dem Platz verknüpfen.
Der Platz selbst wird momentan hauptsächlich als PKW-Stellfläche genutzt. Umliegend befinden sich Wohn- und Geschäftsgebäude, am Nordende des Platzes befinden sich mehrere Gastronomiebetriebe.
Im südlichen Innenstadtbereich besteht ein fortwährend großer Parkdruck. Im Rahmen der Neuordnung soll insbesondere eine deutliche Mehrung der öffentlichen PKW-Stellplätze vorgesehen werden.
Innerhalb des restlichen Innenstadtgebiets sind Parkhäuser und Parkplätze jedoch nicht ausgelastet. Dennoch möchte die Stadt Landau eine 2-geschossige Tiefgarage unter dem Weißquartierplatz bauen, um das Stellplatzangebot weiter zu erhöhen.
Wir sind der Meinung, dass es auch anders geht (gehen muss) und zeigen hier dazu unseren Lösungsvorschlag auf...
Allgemeine Problematik:
Seit den 1950er Jahren findet eine zunehmende Verbreitung des Automobils im Stadtverkehrs statt. Seither ist es üblich das Autos direkt im Straßenraum abzustellen und somit Flächen des öffentlichen Raums für Fußgänger und Radfahrer unnutzbar zu machen. Für Pkw-Nuzter wurde es über die Jahrzehnte zur Gewohnheit einen Stellplatz unmittelbar vor der Haus-/ Ladentür vorzufinden und nicht mehr zu Fuß gehen zu müssen.
Heute stehen Städte - wie die Stadt Landau - vor der Frage wie sie mit dem hohen Aufkommen des fließenden und ruhenden Verkehrs umgehen sollen und in welche Richtung sie sich zukünftig diesbezüglich entwickeln wollen. Einem immer weiter steigenden Motorisierungsgrad, und dem Anspruch nach ausreichenden Flächen für den ruhenden Verkehr, stehen wachsende Ansprüche an den städtischen Freiraum sowie Forderungen nach einer gerechten Verteilung des knappen Straßenraums gegenüber...
Die Stadt Landau arbeitet seit einigen Jahren gezielt und kontinuierlich, mittels ihres Stadtentwicklungskonzeptes, an der Sanierung und Umgestaltung der historischen Altstadt und der östlichen Innenstadt und hat bereits viele positive Entwicklungen angestoßen und umgesetzt. Die Ziele der Stadt waren und sind, neben einer allgemeinen Aufwertung der Innenstadtbereiche, eine Stabilisierung der Wohnfunktion im Stadtzentrum sowie die Verbesserung von Aufenthaltsqualitäten im öffentlichen Raum.
Im Zuge dieser Maßnahmen soll auch der Weißquartierplatz, der östlich der historischen Altstadt gelegen ist und derzeit ausschließlich als öffentlicher Parkplatz genutzt wird, zu einem attraktiven Quartiersplatz umgestaltet werden. Dieses Ansinnen steht im starken Konflikt zu der Forderung nach einer deutlichen Erhöhung der Stellplatzanzahl auf dem Weißquartierplatz um den Wegfall von einigen Parkständen in zwei benachbarten, neu gestalteten Straßen zu kompensieren.
Um diesen Konflikt aufzulösen und beide Ziele (mehr Stellplätze und eine hohe Aufenthaltsqualität) zu erreichen scheint die einzige Möglichkeit der Bau einer mindestens zweigeschossigen Tiefgarage unter dem Platz zu sein.
Dies ist verbunden mit enormen Kosten, einer jahrelangen Bautätigkeit, in der auf dem Platz keinerlei Stellplätze zur Verfügung stehen werden und einer hohen Lärm- und Schmutzbelastung. Weiterhin besteht das Risiko, dass in einigen Jahren, wenn die städtische Mobilität sich verändert (autonomes Fahren, Elektromobilität, steigender Radfahrverkehr, multimodale Verkehrsangebote) und das Auto seinen derzeitigen Stellenwert verloren hat, die Tiefgarage nicht ausreichend genutzt wird.
Was dann? Entsteht dort dann das vielleicht teuerste Weinlager der Pfalz?
Wir schlagen einen anderen Weg vor.
Eine Parkraumanalyse aus dem Jahr 2015 hat ergeben, dass die Stadt Landau über ein ausreichendes Stellplatzangebot im Innenstadtbereich verfügt. Allerdings wird grundsätzlich das (günstigere) Straßenparken dem Parken im Parkhaus vorgezogen. Parkplätze in der, direkt an die Fußgängerzone anschließende Königstraße und auf dem Weißquartierplatz sind sehr begehrt.
Wir plädieren für eine mutige und zukunftsfähige Lösung, bei der der Weißquartierplatz langsam und schrittweise vom Parkplatz zum Quartiersplatz umgewandelt wird.
Unser Entwurf sieht vor das Stellplatzangebot auf dem Platz allmählich und in mehreren Schritten zu reduzieren und dies mit Anreizen zum Parken in Parkhäusern („Einkauftickets“, Angleichen der Parkgebühren, Parkleitsystem, etc.) zu koppeln. Die Bewohner des Quartiers bekommen die Möglichkeit, sich die gewonnenen Fläche sukzessive anzueignen, Autofahrer können sich schrittweise an das reduzierte Stellplatzangebot gewöhnen und werden, über eine Leitsystem gesteuert, zu den freien, fußläufig gut zu erreichenden Parkhäusern geleitet. Der Stadt entstehen zunächst nur geringe Kosten, da eine grundlegende Umgestaltung des Platzes, die dann auch den angrenzenden Straßenraum einbezieht, erst als letzter Schritt nach einer Erprobungsphase erfolgen soll. Bis dahin bestünde auch immer noch die Möglichkeit die Maßnahmen wieder rückgängig zu machen. Mit kleinen, punktuellen und temporären Eingriffen wird der Platz Stück für Stück von einem autodominierten Parkplatz in einen attraktiven Quartiersplatz umgewandelt.
Die schrittweise Veränderung sowie die abschließende Platzgestaltung sollen unter kontinuierlicher Beteiligung der Bürger erfolgen. Aus diesem Grund verstehen wir unseren Entwurf als einen von vielen möglichen Gestaltungsvorschlägen.
Die Schritte der Testphase
Schritt 1
Im ersten Schritt werden die zwei nördlichen Parkreihen (29 Stellplätze) entfernt.
Anstelle der Parkplätze werden Bänke aufgestellt und ein “Spielpunkt“ für Kinder errichtet. Die rund 800 m² neu gewonnene Quartiersplatzfläche kann von den Bewohnern und Besuchern der östlichen Innenstadt langsam in Besitz genommen werden.
Schritt 2
Im nächsten Schritt werden vier Parkreihen entfernt und das Stellplatzangebot um weitere 53 Plätze verringert. Jetzt kann beispielsweise ein größerer Spielbereich eingerichtet werden und es steht eine Fläche zum Skaten, Rollerfahren oder für Bewegungsspiele zur Verfügung. Bei Quartiersfesten können hier Tische und Bänke aufgestellt
werden.
Schritt 3
Im dritten Schritt entfallen zwei weitere Parkreihen mit 25 Stellplätzen. Nur am südlichen Platzrand bleiben Anwohner- und Carsharing-Stellplätze bestehen. Weitere 750 m² stehen als nutzbare Platzfläche zur Verfügung.
Unser Gestaltungsvorschlag (Schritt 4)
Unser abschließender Entwurf für den Platz sieht vor einen großen Teil der Bäume auf dem Platz zu erhalten. Allerdings erfolgt eine gewisse „Auslichtung“ des Baumbestandes in der Platzmitte bei gleichzeitiger Verdichtung entlang der Platzränder. Der Bodenbelag (Betonwerkstein) erhält ein rautenförmiges Muster, das an die ehemalige Nutzung des Platzes erinnert. Innerhalb dieses Musters werden verschiedene Nutzungsbereiche ausgebildet. Hier schlagen wir eine Boule-Bahn (Wassergebundene Decke), ein Wasserspiel und einen Kinderspielplatz mit großem Sandbereich vor. Im mittleren Bereich des Platzes wird das Baumraster verdichtet und schafft lichte und schattige Bereiche. Pflanzflächen, die auch als „Urban Gardening“-Flächen genutzt werden können, ergänzen in diesem Bereich die Platzgestaltung, lange Holzbänke laden dort zum Verweilen ein.
Die befestigte offene Freifläche im Norden des Platzes kann bei Festen oder Märkten multifunktional genutzt werden. Im Süden des Platzes sehen wir einen eingeschossigen Pavillon mit einem kleinen Café und Toiletten vor. Zusätzlich entsteht dort ein „Mobilitätspunkt“ an dem sich neben Leihfahrrädern, Carsharing-Autos und Elektroladestationen auch verschiedene Infopaneele befinden. Die bestehende Bushaltestelle wird an die südliche Platzkante verlagert, und steht dort im räumlichen Zusammenhang mit dem Mobilitätspunkt. Die an den Platz angrenzenden Straßen werden auf Platzniveau angehoben und analog zu anderen Straßenumgestaltungen in Landau gepflastert oder mit einem farblich an die Platzgestaltung angepassten Asphalt-Belag (EP-Grip) ausgestattet. Neue Querungsmöglichkeiten schaffen eine bessere Zugänglichkeit sichere Erreichbarkeit des Weißquartierplatzes für Fußgänger und Radfahrer.
Einsatzmodell
(m 1:500)
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